Mittwoch, 8. August 2018

Buchrezension "Alligatoren"




Alligatoren spielt in den Südstatten der USA, rund 60 Jahre nach Abschaffung der Sklaverei. Vieles hat sich dort nicht verändert und alte Denk- und Handlungsweisen sind immer noch fest in den Köpfen der Bevölkerung  verankert.
Doch Alligatoren  zeigt deutlich, dass das Schicksal blind ist. Es macht keinen Unterschied zwischen der Hautfarbe,  dem bürgerlichen Stand oder der sozialen Situation.  Freud und Leid trifft jeden, zu jeder Zeit, an jedem Ort…



Alligatoren porträtiert einfühlsam und bewegend drei Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten und bei denen dieses blinde Schicksal erbarmungslos zuschlägt. Alle drei müssen sich den Herausforderungen des Lebens stellen und niemand kann sie davor bewahren. Der Kampf ist hart und schmerzvoll.



Gertrude und ihre vier Töchter leben fernab jeglicher Zivilisation in einer kargen Hütte bei den Sümpfen von South Carolina. Ihr gewalttätiger Ehemann prügelt und misshandelt die Familie und verschleudert alles Geld für seine Alkoholexzesse. Zum Überleben bleibt nichts übrig. Als Gertrude sich endlich von Alvin befreien kann, sind die 5 Frauen dem Tode näher als dem Leben. Nun muss sie sich als alleinerziehende Mutter der Situation stellen.
Sie findet Arbeit in der Näherei von Annie Coles, deren Familie eine riesige Baumwollplantage besitzt. Die Coles zählen zu den Reichsten der Gegend und ihr Anwesen ist mit der modernsten Technik ausgestattet. Aber auch sie müssen kämpfen. Eine Käferplage zerstörte den florierenden Baumwollanbau und Edwin Coles versucht seither Fuß im Tabakhandel zu fassen. Schonungslos beutet er die Familie für seine Zwecke aus. Wenn das männliche Oberhaupt ruft, hat sich keiner zu wehren. Als er sich zu einer Handelsreise aufmacht, entdeckt Annie ein grausames Familiengeheimnis, dessen Folgen das Leben jedes Coles verändern wird.
Oretta ist die Seele dieses Buches. Die tiefgläubige Schwarze führt den Haushalt der Coles und für ihr Umfeld ist sie Krankenschwester, Seelsorger, Tröster und Freundin. Mehrere Male rettet sie Gertrude das Leben. Nicht jeder mag ihre Empathie für hellhäutige Menschen, was ihr oft Abneigung beschert. Sie verlor früh ihre einzige Tochter und ihr geliebter Ehemann ist körperbehindert.  Sie leidet still, doch nach außen hin verkörpert sie Kraft, Mut und Zuversicht. Von Oretta bin ich zutiefst beeindruckt.


Alligatoren ist ein Buch, welches mich stark bewegte. Schonungslos berichtet es vom harten Leben der Menschen in den 20-Jahren des letzten Jahrhunderts. Es war eine entbehrungsreiche Zeit mit Gewalt, Verlusten, Naturkatastrohen und Leid. Es machte die Menschen hart und lieblos und doch blitzt Hoffnung auf. Hoffnung nach einem besseren Leben, Hoffnung nach Selbstständigkeit, Vergebung und Zukunft.
Deb Sepra hat wunderbare Charaktere erschaffen, die tief in ihr Innerstes blicken ließen und dadurch manch schreckliche Handlung erklärbar und nachvollziehbar machten. Ich kann und will keiner mit dem bösen Zeigefinger drohen, keine der drei hätte es verdient.

Darum gibt es für mich als Fazit nur ein Wort: Toll – eine wunderbare Lektüre. Absolute Leseempfehlung für dieses Drama, das mich gedanklich noch lange beschäftigen wird.


Das Buch erscheint am 03. September 2018
Es wurde mir durch eine Leseaktion von Jellybooks zur Verfügung gestellt

Die Daten zum Buch:
  • 432 Seiten gebunden
  • HarperCollins Verlag
  • ISBN: 978-3959672207
  • 22 Euro in allen gängigen Buch- und Onlinebuchhandlungen

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