Alligatoren spielt in den Südstatten der USA, rund 60
Jahre nach Abschaffung der Sklaverei. Vieles hat sich dort nicht verändert und
alte Denk- und Handlungsweisen sind immer noch fest in den Köpfen der
Bevölkerung verankert.
Doch Alligatoren
zeigt deutlich, dass das Schicksal blind ist. Es macht keinen
Unterschied zwischen der Hautfarbe, dem
bürgerlichen Stand oder der sozialen Situation.
Freud und Leid trifft jeden, zu jeder Zeit, an jedem Ort…
Alligatoren porträtiert einfühlsam und bewegend drei
Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten und bei denen dieses blinde
Schicksal erbarmungslos zuschlägt. Alle drei müssen sich den Herausforderungen
des Lebens stellen und niemand kann sie davor bewahren. Der Kampf ist hart und
schmerzvoll.
Gertrude und ihre vier Töchter leben fernab jeglicher
Zivilisation in einer kargen Hütte bei den Sümpfen von South Carolina. Ihr
gewalttätiger Ehemann prügelt und misshandelt die Familie und verschleudert
alles Geld für seine Alkoholexzesse. Zum Überleben bleibt nichts übrig. Als
Gertrude sich endlich von Alvin befreien kann, sind die 5 Frauen dem Tode näher
als dem Leben. Nun muss sie sich als alleinerziehende Mutter der Situation
stellen.
Sie findet Arbeit in der Näherei von Annie Coles, deren
Familie eine riesige Baumwollplantage besitzt. Die Coles zählen zu den
Reichsten der Gegend und ihr Anwesen ist mit der modernsten Technik
ausgestattet. Aber auch sie müssen kämpfen. Eine Käferplage zerstörte den florierenden
Baumwollanbau und Edwin Coles versucht seither Fuß im Tabakhandel zu fassen.
Schonungslos beutet er die Familie für seine Zwecke aus. Wenn das männliche Oberhaupt
ruft, hat sich keiner zu wehren. Als er sich zu einer Handelsreise aufmacht,
entdeckt Annie ein grausames Familiengeheimnis, dessen Folgen das Leben jedes Coles
verändern wird.
Oretta ist die Seele dieses Buches. Die tiefgläubige
Schwarze führt den Haushalt der Coles und für ihr Umfeld ist sie
Krankenschwester, Seelsorger, Tröster und Freundin. Mehrere Male rettet sie
Gertrude das Leben. Nicht jeder mag ihre Empathie für hellhäutige Menschen, was
ihr oft Abneigung beschert. Sie verlor früh ihre einzige Tochter und ihr
geliebter Ehemann ist körperbehindert. Sie leidet still, doch nach außen hin verkörpert
sie Kraft, Mut und Zuversicht. Von Oretta bin ich zutiefst beeindruckt.
Alligatoren ist ein Buch, welches mich stark bewegte.
Schonungslos berichtet es vom harten Leben der Menschen in den 20-Jahren des
letzten Jahrhunderts. Es war eine entbehrungsreiche Zeit mit Gewalt, Verlusten,
Naturkatastrohen und Leid. Es machte die Menschen hart und lieblos und doch
blitzt Hoffnung auf. Hoffnung nach einem besseren Leben, Hoffnung nach Selbstständigkeit,
Vergebung und Zukunft.
Deb Sepra hat wunderbare Charaktere erschaffen, die tief
in ihr Innerstes blicken ließen und dadurch manch schreckliche Handlung
erklärbar und nachvollziehbar machten. Ich kann und will keiner mit dem bösen
Zeigefinger drohen, keine der drei hätte es verdient.
Darum gibt es für mich als Fazit nur ein Wort: Toll –
eine wunderbare Lektüre. Absolute Leseempfehlung für dieses Drama, das mich gedanklich
noch lange beschäftigen wird.
Das Buch erscheint am 03. September 2018
Es wurde mir durch eine Leseaktion von Jellybooks zur Verfügung gestellt
Die Daten zum Buch:
- 432 Seiten gebunden
- HarperCollins Verlag
- ISBN: 978-3959672207
- 22 Euro in allen gängigen Buch- und Onlinebuchhandlungen
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