"Ein Teil von Ihr"
Ein Thriller von Karin Slaughter
Andrea Oliver,
genannt Andy ist eine erwachsene junge Frau, die sich mit ihren 31 Jahren noch
immer an den Rockzipfel ihrer Eltern klammert und bei ihren wenigen Versuchen
zur Selbstständigkeit kläglich scheiterte. Dies ändert sich schlagartig an
ihrem Geburtstag, den sie mit ihrer Mutter Laura in einem Frühstücksrestaurant
beginnt. Ihre Welt gerät aus den Fugen, als ein Amokschütze das Lokal stürmt
und mehrere Menschen erschießt. Als Andy in seinen Fokus gerät, stellt sich
Laura dem Attentäter in den Weg und verletzt ihn tödlich. Sie begeht diese Tat
eiskalt, ohne jegliche Gefühlsregung, vollkommen emotionslos. Doch dieser
Horrortag ist noch nicht zu Ende, denn am Abend wird Andy nach einem weiteren
schrecklichen Zwischenfall von ihrer Mutter zu einer Flucht gezwungen. Langsam
dämmert es Andy. Laura führt ein Doppelleben, sie ist nicht nur die
gutbürgerliche, brave Logopädin, die jeder gern hat. Doch was steckt hinter
ihrer Fassade? Ist sie eine Geheimagentin oder etwa ein Staatsfeind? Andy will
Antworten und begibt sich auf den spannendsten und gefährlichsten Roadtrip
ihres Lebens.
Während Andy
mühsam ein „Laura“ - Puzzelteil nach dem anderen zusammensetzt, erfahren wir
Leser in einer zweiten Storyline, was wirklich in der Vergangenheit geschah.
Die Geschichte switcht zwischen den achtziger Jahren und dem Jetzt hin und her.
Die Entwicklung und den Aufbau von Lauras Dramatik habe ich so nicht erwartet.
Eine gute und
spannende Story mit Überraschungsmomenten.
Warum ziehe ich
dennoch einen Bewertungsstern ab? Slaughter verlor sich in den einzelnen
Kapiteln. Unzählige Gedankengänge, Gewissensbisse oder Entscheidungen aller
Beteiligten wurden analysiert, hin und her gewälzt, zum Ermüden durchgekaut.
Zum Glück endete jeder Switch mit einem vielversprechenden Cliffhanger, der zum
Weiterlesen anregte. Ohne diese Highlights am Ende der Kapitel hätte ich das
Buch vermutlich abgebrochen. Beim Lesen ist also Durchhalten angesagt. Ein
zweiter kleinerer Kritikpunkt: Andy Olivers Rolle, das naive Versagerkind,
wurde ein wenig zu sehr ausgereizt, mich nervte ihr Verhalten. Ich hätte ihr
gern einen „Anschubstritt“ ins Hinterteil verpasst. Der unspektakuläre Epilog, der
noch einmal meine Gesichtsmuskeln beim Gähnen beanspruchte, ist meine dritte
und letzte Kritik. Das geht definitiv besser.
Fazit: Ja, es
stand stellenweise die Langeweile im Vordergrund. Trotzdem überzeugte mich
Lauras Lebensgeschichte durch die Originalität, die hinter ihrer falschen
Identität steckte. Darum gebe ich dem Thriller, der teilweise recht brutale
Momente beinhaltet, eine Leseempfehlung.
Die Daten zum Buch
- Gebundene Ausgabe: 544 Seiten
- HarperCollins - Verlag
- ISBN: 978-3959672146
- 22 Euro in allen gängigen Buch- und Onlinebuchhandlungen