Mittwoch, 6. November 2019

Buchrezension "Das Buch der vergessenen Artisten"




Als Deutschland durch das kranke Gedankengut von Adolf Hitler verseucht wurde, mussten nicht nur Juden um ihr Leben fürchten. Auch Behinderte und Leute vom fahrenden Volk, darunter Artisten, Schausteller und die sogenannten „Freaks“ – Kuriositätendarsteller traf ein ähnliches Schicksal. Oft verschwanden sie spurlos von der Bildfläche. Keiner hörte jemals wieder etwas von ihnen.

Mathis Bohnsack, der lange Zeit mit seiner geliebten Röntgenmaschine von Jahrmarkt zu Jahrmarkt, von Engagement zu Engagement zog, möchte das Schicksal seiner Freunde und Kollegen nicht hinnehmen. Ein Buch soll an alle Künstler und Mitglieder dieser Gilde erinnert. Ein Buch der vergessenen Artisten, geschrieben von ihm, Mathis Bohnsack.


Ein schwieriges Unterfangen, denn der Mann kann kaum einen Stift halten. Die Strahlenkrankheit, ausgelöst durch seine unzähligen Röntgenvorführen, kostete ihn bereits einige Fingerglieder.  Nun droht die Amputation der gesamten Hand.  Doch das Schicksal schlägt noch viel erbarmungsloser zu. Seine langjährige Lebenspartnerin Meta, ist gebürtige Jüdin. Zusammen mit Ernsti, ihrem geistig behinderten Bruder, gerät die kleine Familie schnell ins Visier der Behörden. Sie planen die Flucht nach Amerika. Leider verzögert sich die Ausreise durch unzählige Hürden wieder und wieder. Ein Wettlauf gegen ihr Schicksal in Deutschland beginnt….

Das Buch zog mich von der ersten Seite an in seinen Bann.  Fasziniert erlebte ich einen Mathis, der sich um sein Buch bemühte und so oft durch widrige Umstände daran scheiterte. Seine Rolle als Schriftsteller übernahm nun die Autorin Vera Buck selbst. Indem sie Mathis Lebensgeschichte als Schausteller und Röntgenkünstler in einer zweiten Storyline schilderte, setzte sie unzähligen
historischen Personen ein würdiges und verdientes Denkmal.

Diese Zeit nach der Jahrhundertwende, als man das Publikum unter anderem mit tätowierten Damen, Kleinwüchsigen oder exotischen Völkerschauen begeistern konnte. Diese Zeit in der die moderne Medizin noch in den Kinderschuhen steckte, erste Filme den Durchbruch hatten und Autos mit halsbrecherischen 25 Stundenkilometern die Straßen unsicher machten. 
Sie wurde von Vera Buck perfekt eingefangen und mit ihrem eigenen deftig herben Humor unterstrichen, der mich das Buch nahezu verschlingen ließ.
Ich habe die Welt von Mathis Bohnsack  und seiner Kraftfrau Meta geliebt und mit ihnen all die Menschen, die ein Stück ihres  Weges gingen.



Ich möchte eine absolute Leseempfehlung aussprechen 
und bewerte das Buch mit 5 wohlverdienten Sternen.



Die Daten zum Buch

  • Gebundene Ausgabe: 752 Seiten
  • Limes Verlag
  • ISBN: 978-3809026792
  • 22 Euro in allen gängigen Buch- und Onlinebuchhandlungen


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