Schauplatz dieser Dystopie ist die Metropole Green City
in Südwestasien. Die hochmoderne Großstadt kämpft seit Jahrzehnten gegen ein
Ungleichgewicht der Geschlechter, denn Kriege, Seuchen und Krankheiten rafften
einen Großteil der Frauen dahin. Darum regelt Green City`s Obrigkeit die
Geburten. Die wenigen Frauen werden
bereits in ihrer frühesten Kindheit auf ihre spätere Rolle als Gebärmaschinen und Ehefrauen vorbereitet. Bis
zu 6 Gatten kann ihnen der Staat zuweisen. Jede neue Ehe, jeder neue Erdenbürger
verbessert den sozialen Status des Einzelnen. Regime-Rebellion, eheliche
Untreue, Empfängnisverhütung oder sogar Abtreibungen werden mit den allerhärtesten
Strafen sanktioniert.
Schon früh in Green City`s Geschichte spalteten sich
einige Frauen ab und wehrten sich gegen ihre vorherbestimmte Zukunft. Sie
gründeten im Untergrund einen Zufluchtsort und nannten ihn Panah. Heute leitet
Lin die kleine verschworene Gemeinschaft mit Strenge und Güte. Das Leben in der
Panah ist frei, aber hart und entbehrungsreich. Die Freiheit hat ihren Preis.
Die Frauen prostituieren sich, auch wenn ihr Angebot keine sexuellen
Dienstleistungen beinhaltet. Nein, sie vermitteln etwas, dass erwachsene
Männern schrecklich vermissen. Nestwärme und mütterliche Geborgenheit. Eine
liebevolle Umarmung beim Einschlafen, eine liebkosende Hand nach einem harten
Arbeitstag, ein offenes verständnisvolles Ohr. Die Klienten sorgen im Gegenzug für
die finanziellen Mittel und die notwendigen Maßnahmen, damit die Panah ein
geheimer, unentdeckter Ort bleibt.
Doch das Leben der „schweigenden Frauen“ gerät in große
Gefahr, als Lin, ein Klient und ihr rebellischer Schützling Rupa zeitgleich
einige Regeln missachten. Sabine, eine weitere Bewohnerin der Panah, gerät
dadurch in einen medizinischen Notfall. Sie braucht sofort ärztliche Hilfe. Die sie leider nur in einer öffentlichen
Klinik erhält. Zwangsläufig gerät sie
dadurch in den Fokus von Green City. Eine Illegale betritt ein öffentliches
Krankenhaus. Kann ihr Aufenthalt dort vertuscht werden? Welche Konsequenzen hat
dies für die Bewohnerinnen der Panah? Und reichen die Beziehungen von Lin aus,
um Sabine wohlbehalten zurückzubringen?
Das Buch ist eine Hommage an all die Frauen, die
heutzutage immer noch unterdrückt und ohne eigene Mitbestimmung zur Heirat und
einer ungewollten Zukunft gezwungen werden. Öfters drängten sich mir Gedanken
auf, dass Freiheit und Rechte für Frauen in vielen Teilen der Erde noch keine
Selbstverständlichkeit sind.
Die Story von Sabine, Rupa und Lin überzeugte jedoch nicht.
Der Handlungsablauf wirkt unreif, nicht zu Ende gedacht, obwohl gute Ansätze
vorhanden sind. Ich gehe mal in einigen
Punkten darauf ein. Beispielsweise übte die Panah keinerlei Reiz auf mich aus. Freiheit
hin oder her, das Leben von Lin oder Sabine möchte ich nicht führen. Den
Hauptprotagonistinnen verpasste Bina Shah einen äußerst naiven, sowie
romantisch verklärten Charakterzug. Die
sprichwörtliche Liebe auf den ersten Blick lässt grüßen. Die Rebellion ist lau,
ebenso der obligatorische Bösewicht. Und der finale Plot strotzt nur so vor
Hollywoodklischees.
Fazit: Die Geschichte der schweigenden Frauen ist eher
ein Buch für uns Damen und ich bin überzeugt, dass viele Leserinnen diesen
Roman mögen werden. Für mich war`s so ein Mittelding. Gut zu lesen, nicht langweilig – ja, kann man so sagen. Er wird mir jedoch nicht lange im Gedächtnis bleiben. Er hat mich nicht sonderlich berührt. Eine
romantische Dystopie, die ihre Verschwörungsgeschichte mit mäßiger Spannung und
arglosen Charakteren erzählt. Da ist noch Luft nach oben, darum gibt es von mir
„nur“ drei Bewertungssterne.
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