Dschungel erzählt die Geschichte einer Freundschaft zwischen Felix und dem namenlosen Erzähler, die im Alter von sieben Jahren begann.
Wir Leser erleben rückblickend, in kleinen Episoden, das
gemeinsame Erwachsenwerden, mit allen Höhen und Tiefen, die so eine Konstellation
durchläuft: Von kindlichen Mutproben und Streichen, bis hin zu den ersten
Erfahrungen mit Mädchen, Alkohol und Drogen.
Das hört sich zunächst recht langweilig an und wäre es
vermutlich auch, wenn die beiden Jungs nicht komplett unterschiedlich ticken
würden.
Der Erzähler ist der typische nette Junge von nebenan,
stets freundlich und zuvorkommend, ein richtiger Kumpeltyp eben. Felix hingegen
entpuppt sich als Rebell. Er provoziert, streitet, manipuliert und bringt den
Erzähler immer wieder in unangenehme und unerwünschte Zwangslagen. Eine
Freundschaft, die toxisch ist, um es mit einem Zitat des Autors selbst zu sagen.
Als Leser fragt man sich ständig, warum die Beziehung nach all den Jahren immer
noch besteht und der Erzähler Felix die Treue hält. Doch zwischen den Zeilen
liest man von einer Ahnung. Einem dunklen Gefühl, dass die beiden durch
irgendetwas untrennbar miteinander verbunden sind. Was mag es sein? Darüber
sprechen sie nie, verdrängen es unter einem Mantel des Schweigens, leben
einfach ihren Alltag. Solange bis Felix während eines Backpacker Urlaubs in
Kambodscha spurlos verschwindet und der Erzähler sich auf den Weg macht, um ihn
zu suchen und um Antworten zu finden.
In dieser Kambodscha-Storyline, die parallel zum Coming
of Age geschildet wird, bröckelte bei mir zum ersten Mal die Fassade des netten
Jungen von nebenan. In der Gluthitze Südostasiens, im ganzen Wirrwarr der
Suche, den teilweise nervigen Selbstfindungstrips zeigt sich, dass der Erzähler sich gar nicht
so stark von Felix unterscheidet. Die verlorenen Sympathiepunkte wurden vom
Autor sicherlich bewusst herbeigeführt. Vermutlich auch, um die finale Aufklärung
der Geschichte, sowie die Freundschaft der Beiden verstehen zu können. Der Blick hinter die Kulissen von Felix und
Namenlos machte mich traurig, ließ mich das Buch jedoch befriedigt zurück in
den Buchschrank stellen, denn der Abschluss ist rund, auch wenn ich persönlich
einen anderen Lösungsweg eingeschlagen hätte.
Dschungel ist ein gelungenes Debüt. Ein Roadtrip durch
Kambodscha mit Szenen, die schwer an den Film „The Beach“ erinnerten. Ein Buch
über Freundschaft, Verletzungen und Selbstfindung. Ein Buch das alle Fragen
beantwortet, aber trotzdem Raum für Spekulationen lässt. Und das uns
gleichzeitig ermahnt, über unser Reiseverhalten und den daraus resultierenden
Konsequenzen für ein Land nachzudenken.
Ich gebe eine Leseempfehlung und möchte es mit 4 von 5
Punkten bewerten.
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