Mittwoch, 22. Mai 2019

Buchrezension "Dschungel" von Friedemann Karig

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Dschungel erzählt die Geschichte einer Freundschaft zwischen Felix und dem namenlosen Erzähler, die im Alter von sieben Jahren begann.
Wir Leser erleben rückblickend, in kleinen Episoden, das gemeinsame Erwachsenwerden, mit allen Höhen und Tiefen, die so eine Konstellation durchläuft: Von kindlichen Mutproben und Streichen, bis hin zu den ersten Erfahrungen mit Mädchen, Alkohol und Drogen.
Das hört sich zunächst recht langweilig an und wäre es vermutlich auch, wenn die beiden Jungs nicht komplett unterschiedlich ticken würden.


Der Erzähler ist der typische nette Junge von nebenan, stets freundlich und zuvorkommend, ein richtiger Kumpeltyp eben. Felix hingegen entpuppt sich als Rebell. Er provoziert, streitet, manipuliert und bringt den Erzähler immer wieder in unangenehme und unerwünschte Zwangslagen. Eine Freundschaft, die toxisch ist, um es mit einem Zitat des Autors selbst zu sagen. Als Leser fragt man sich ständig, warum die Beziehung nach all den Jahren immer noch besteht und der Erzähler Felix die Treue hält. Doch zwischen den Zeilen liest man von einer Ahnung. Einem dunklen Gefühl, dass die beiden durch irgendetwas untrennbar miteinander verbunden sind. Was mag es sein? Darüber sprechen sie nie, verdrängen es unter einem Mantel des Schweigens, leben einfach ihren Alltag. Solange bis Felix während eines Backpacker Urlaubs in Kambodscha spurlos verschwindet und der Erzähler sich auf den Weg macht, um ihn zu suchen und um Antworten zu finden.  



In dieser Kambodscha-Storyline, die parallel zum Coming of Age geschildet wird, bröckelte bei mir zum ersten Mal die Fassade des netten Jungen von nebenan. In der Gluthitze Südostasiens, im ganzen Wirrwarr der Suche, den teilweise nervigen Selbstfindungstrips  zeigt sich, dass der Erzähler sich gar nicht so stark von Felix unterscheidet. Die verlorenen Sympathiepunkte wurden vom Autor sicherlich bewusst herbeigeführt. Vermutlich auch, um die finale Aufklärung der Geschichte, sowie die Freundschaft der Beiden verstehen zu können.  Der Blick hinter die Kulissen von Felix und Namenlos machte mich traurig, ließ mich das Buch jedoch befriedigt zurück in den Buchschrank stellen, denn der Abschluss ist rund, auch wenn ich persönlich einen anderen Lösungsweg eingeschlagen hätte.



Dschungel ist ein gelungenes Debüt. Ein Roadtrip durch Kambodscha mit Szenen, die schwer an den Film „The Beach“ erinnerten. Ein Buch über Freundschaft, Verletzungen und Selbstfindung. Ein Buch das alle Fragen beantwortet, aber trotzdem Raum für Spekulationen lässt. Und das uns gleichzeitig ermahnt, über unser Reiseverhalten und den daraus resultierenden Konsequenzen für ein Land nachzudenken.
Ich gebe eine Leseempfehlung und möchte es mit 4 von 5 Punkten bewerten.



Die Daten zum Buch:
  • Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
  • Ullstein Hardcover Verlag
  • ISBN: 978-3550200137
  • 22 Euro in allen gängigen Buch- und Onlinebuchhandlungen


Fotos: Pixabay
Ich bedanke mich beim Ullstein Verlag und bei Netgally, die mir kostenlos ein Leseexemplar zur Verfügung stellten. 


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