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Der Journalist Philippe Lançon überlebte den
Terroranschlag auf die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo mit
schwersten Schussverletzungen an Kiefer und Händen.
In dem Buch „Der Fetzen“ verarbeitet er nun seine
Geschichte, die am Vorabend des Horrorszenarios beginnt. Bis es zur
eigentlichen Tat kommt, baut er fast einen ungewollten Spannungsbogen auf, denn
er verliert sich in vielen kleinen belanglosen Details über Nichtigkeiten der
Stunden zuvor. Ich kann dies nachvollziehen. Darüber zu schreiben, das „Erinnert“
werden, muss ein Alptraum sein.
Denn als die Täter schließlich das Besprechungszimmer
stürmten und innerhalb von wenigen Minuten in ein blutiges Schlachtfeld
verwandelten, war ich über jede kleine Anekdote dankbar, die mir „noch“ ein
Stück heile Welt des Philippe Lançon beschert hatte.
„Der Fetzen“ ist keine Anklage an die islamgläubige Welt.
Kein Jammern, kein Wehklagen, obwohl Philippe alles Recht dazu hätte. Es ist keine Geschichte, die Mitleid erhaschen
soll und er lässt sich auch nicht als terroristisches Opfer feiern. Phillipe
leidet und weint leise.
Nein, „Der Fetzen“ ist vielmehr eine detailgenaue, recht
nüchterne, sowie stille Schilderung der Fakten und Folgen dieses kriegerischen
Verbrechens. Wir begleiten den Journalisten durch seine monatelangen
Krankenhausaufenthalte, verfolgen 17 Operationen innerhalb von zwei Jahren, das
langsame Genesen bis zur Rückkehr ins normale Leben.
Da sind die morphingeschwängerten Alpträume, die nachts
die Tat zurückholten, die unendlichen Rückschläge, die den Heilungsprozess
verlangsamten, das marode französische Gesundheitssystem.
Wir erleben, wie sich Vertrautheit zwischen Patient,
Pflegepersonal und Ärzten bildete, wie Beziehungen
sich änderten und wie die verständliche Angst Philippe auch Jahre nach der Tat
noch im Griff hat.
Ihr Täter, ich klage an, dass dieses Buch überhaupt
geschrieben werden musste. Phillipe, ich danke ihnen, dass sie uns in dieser
Form an ihrem Schicksal teilhaben lassen.
Ein Buch, dass beeindruckt – denn es zeigt Größe. Wer den
Mut hat, sich mit den unschönen, gewaltverbundenen Szenen eines Terroranschlags
und den daraus resultierenden medizinischen Folgen einzulassen, sollte das Buch
unbedingt lesen. Es wird nicht leicht sein. Mich hat es beeindruckt, bereichert
und ich bin froh, es gelesen zu haben.
Ich möchte diesem Tatsachenbericht die vollen 5 Bewertungssterne
zukommen lassen.
Die Daten zum Buch
- Gebundene Ausgabe: 551 Seiten
- Verlag: Tropen
- ISBN: 978-3608504231
- 25 Euro bei allen gängigen Buch- und Onlinebuchhandlungen
Ich bedanke mich beim Tropen-Verlag und bei Netgally, die mir ein kostenloses Leseexemplar zur Verfügung stellten.
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