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Spätestens seit Dan Brown seinen Professor Robert Langdon
auf sämtliche Verschwörungstheorien der Welt losließ, verschlinge ich Bücher
dieses Genres und versinke mit Vorliebe in der Welt der Anagramme, Dechiffrierungen und Geheimcodes. Kann der
vorliegende Roman mit den Werken von Brown mithalten?
Vaticanum ist mein erstes Buch des Schriftstellers José Rodrigues dos
Santos und mit ihm lernte ich „seinen Langdon“ in Form des Geschichtsprofessors
Tomás Noronha kennen, der seinem berühmten Konkurrenten in Wissen, Arbeitsweise
und Kombinationsgabe durchaus ähnelt. Noronha wird vom Vatikan engagiert und
soll die genaue Grabstelle des Apostels Petrus auskundschaften und historisch
belegen. Doch seine Arbeit unterbricht kein Geringerer als der amtierende Papst,
das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Er nimmt uralte Prophezeiungen
ernst, die voraussagen, Franziskus sei der letzte Pontifex in der Geschichte
der Menschheit. Tomás erfährt von zahlreichen Bedrohungen, die das Leben des Heiligen
Vaters gefährden. Als ihn, Franziskus, Mitglieder
des Islamischen Staates kurze Zeit später entführen, wird Noronha schlagartig
klar, wie schnell sich Weissagungen erfüllen können, denn die Terroristen
möchten den Heiligen Vater vor laufender Kamera enthaupten. Kann Tomás
verhindern, dass die Welt ins Chaos stürzt? Kann er den Tod des Papstes
verhindern? Der Wettlauf gegen die Uhr beginnt, denn um Mitternacht schlägt das
prophezeite letzte Stündchen des Heiligen Vaters….
Am Ende angelangt, lege ich das Buch mit
gemischten Gefühlen zur Seite. In die Geschichte eingebettet, präsentiert uns
Santos ganz ausführlich das reale, kriminelle Treiben des Vatikans unter dem
Deckmantel der heiligen katholischen Kirche. Da geht es um Geldwäsche,
Steuerhinterziehung, Korruption, Machtmissbrauch, Auftragsmorde… Viel
Bekanntes, doch immer wieder lesenswert, wer die Fäden der Machenschaften zieht
und wie christliche Werte, die der Vatikan in der Öffentlichkeit
repräsentiert, mit Füßen getreten
werden.
Bei dieser akribischen Schilderung hat
Santos jedoch die Verschwörungstheorien vergessen. Vermutlich bemerkte er
diesen Fauxpas irgendwann und schnell baute er noch eine kleine Sequenz in die
Story ein, die jedoch völlig deplatziert und aufgesetzt wirkte und fast nichts
für die Geschichte tat.
Er verpasste der ermittelnden Polizei im
Entführungsfall ein recht stümperhaftes Image. Wir treffen bei Inspektor
Trodela auf einen ständig fluchenden, kasperhaften Beamten, der die
Ermittlungen eher behinderte und wahrlich nicht durch seine Kompetenz glänzte.
Vielleicht wollte Santos der Story etwas Komödiantes verleihen, bei mir ist ihm
das nicht gelungen.
Mich konnte Vaticanum nicht vollständig überzeugen.
Obwohl einige Ansätze, wie der Blick hinter die Kulissen der Macht, sehr
interessant waren, sind sie doch bei einem terroristischen Ernstfall fehl am
Platz, auch wenn sie zur Aufklärung des Falls ihren Beitrag leisteten. Ich
finde, dass sollte man auch bei einem fiktiven Verschwörungsroman beachten.
Fazit: Eine gute Recherche über die
dunkle Seite der katholischen Kirche, eingebettet in eine etwas schmalspurige, teilweise
mäßig spannende Thrillergeschichte. Das
geht besser und darum gibt es von mir nur 3 Bewertungssterne.
Die Daten zum Buch
- Taschenbuch: 512 Seiten
- Verlag: luzar publishing
- ISBN: 978-3946621041
- 18,50 Euro in allen gängigen Buch- und Onlinebuchhandlungen