Zu nah - Im Debüt-Thriller von Olivia Kiernan ermittelt
Frankie Sheehan, die erst wenige Wochen zuvor selbst Opfer eines traumatischen
Verbrechens wurde und nur knapp mit dem Leben davonkam. Während sie mit den
seelischen Auswirkungen kämpft und als Zeugin im Prozess ihres mutmaßlichen
Mörders immer wieder mit der Tat konfrontiert wird, bringen zwei Leichenfunde
die Ermittlerin an ihre Belastungsgrenze.
Die beiden Toten könnten unterschiedlicher kaum sein.
Eleonor eine angesehene Universitätsprofessorin mit Lehrauftrag und die junge
Amy Keegan, die bisher kaum aus dem dörflichen Leben der elterlichen
Autowerkstatt hinausgekommen ist. Ist der spurlos verschwundene Ehemann von
Eleonor das fehlende Bindeglied zwischen den beiden toten Frauen? Und während
Frankie im Sumpf von häuslicher Gewalt,
Suizidplattformen im Darknet und dem Maler Chagall wühlt, katapultiert eine
weitere Leiche die Ermittlungs-Fortschritte zurück auf den Nullpunkt….
Mein vorletzter Thriller (übrigens der schlechteste, den
ich bisher in meinem Leben las) hatte so starke Ähnlichkeit mit „Zu nah“, dass
dieses Debüt kaum eine Chance bei mir hatte. Eine arbeitsunfähige,
traumatisierte Kommissarin trifft auf einen skrupellosen Psychopaten. In beiden
Büchern übten die Serienmörder sogar denselben Beruf aus. Ach nö – nicht schon
wieder und wirklich purer Zufall, dass ich kurz hintereinander zu diesen
Lektüren griff. Der Mörder ist immer der Gärtner (oder der …), der erhoffte
Spannungsbogen darum auf ein Minimum gesunken.
Aber für mich eine gute Möglichkeit beide Bücher
miteinander zu vergleichen. „Zu nah“ schneidet in vielen Punkten deutlich
besser ab, als die Ermittlungen von Smocky Barrett in „Die Stille vor dem Tod“.
Die Geschichte baut sich langsam und schlüssig auf.
Während immer mehr Details ans Licht kommen, steigt die Zahl der Verdächtigen
und das Rätsel um den gesuchten Mörder. Während Frankie etlichen Hinweisen
nachgeht, arbeitet sie nebenher ihr eigenes, erlittenes Schicksal auf. Diese Sequenzen,
die rückblickend ein zweites Verbrechen schildern, störten mich persönlich
kaum. Sie wurden wohldosiert eingebaut, dies hat die Autorin sehr gut
hinbekommen. Frankie`s Trauma veränderte zwar ihre Persönlichkeit, aber sie
wurde nicht zum seelischen Wrack degradiert. Ihre Ermittlungen litten kaum
darunter – dafür bin ich Kiernan sehr dankbar.
Ich gebe eine Leseempfehlung – ein guter
Durchschnittsthriller, dessen Showdown vielleicht einen Tacken zu konstruiert
und gehetzt abgehandelt wurde. Der aber definitiv 3 von 5 Sternen verdient hat.
Solide Leistung für ein Debüt.
- Taschenbuch 368 Seiten
- Verlag HarperCollins
- ISBN: 978-3959671835
- 14,99 Euro
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Eine Leseaktion von Jellybooks
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