Die Daten zum Buch
- Gebundene Ausgabe: 477 Seiten
- Klett-Cotta Verlag
- ISBN: 978-3-608-98313-5
- 22 Euro in allen gängigen Buch- und Onlinebuchhandlungen
Zentraler Mittelpunkt des Romans ist das Pfadfinderlager Chippewa,
irgendwo in Wisconsin/USA. Die Zeitspanne dieser Geschichte umfasst rund 60
Jahre und die Leser bekommen einen guten Einblick, wie sich das Campleben im
Laufe der Zeit veränderte. Der moderne Fortschritt macht eben vor nichts halt –
nicht jeder kommt mit dieser Tatsache klar.
Aber darum geht es nicht.
Nein, „Die Herzen der Männer“ thematisiert nur am Rande, ob man
Fährtenlesen im Jahr 2019 zum „Mann werden“ braucht.
Es geht in erster Linie um Generationenkonflikte, um
Verletzungen, Enttäuschungen, sowie Verluste und welche Auswirkungen dies auf
die eigene, persönliche Entwicklung hat.
Die Geschichte beginnt im Sommer 1962. Zusammen mit seinem
Vater ist der 13-jährige Nelson Doughty Teilnehmer im oben erwähnten Zeltlager.
Nelson ist der Parade-Pfadfinder schlechthin und er blüht bei jeder Aufgabe,
jedem neuen Verdienst-Abzeichen so richtig auf. Mit seinem tadellosen
Engagement zieht er den Neid und Spot der anderen Jugendlichen auf sich und er
muss einige schlimme Attacken über sich ergehen lassen. Selbst der eigene Vater
schämt sich wegen ihm. Lediglich Jonathan verhält sich Nelson gegenüber einigermaßen
respektvoll, wobei das Wort Freundschaft hier immer noch fehl am Platz ist. Als
Nelson einen handfesten Skandal aufdeckt, in den auch einige Betreuer des
Zeltlagers involviert sind, verändern die daraus resultierenden Konsequenzen
das Leben von Nelsons Familie für immer.
Etliche Jahre später leitet der ledige Nelson das Lager
Chippewa. Er bringt jungen Menschen Werte, Würde und Achtung bei. Ihm gefällt
diese Aufgabe. Der Kontakt zu seinem früheren Kumpel ist nie ganz abgerissen.
Jährlich besucht Jonathan zusammen mit seinem Sohn Trevor das obligatorische
Pfadfinderlager in der wilden Natur. So auch im Jahr 1996. Trevor, mittlerweile
fast zu alt für diese Sommeraktion, schwebt auf rosaroten Wolken. Er hat seine
große Liebe gefunden, Rachel. Jonathan findet diese Beziehung albern und er
nutzt den gemeinsamen Urlaub, um Trevor diesbezüglich die Leviten zu lesen. Und
er hat noch mehr Überraschungen für seinen Sohn parat. Wieder beginnt mit dem
Ende des Urlaubs ein neuer Lebensabschnitt für alle Beteiligten.
2019 ist Rachel die Erwachsene, die ihren Sohn Thomas ins
Camp begleitet. Sie freut sich auf das sieben tägige Leben in der wilden Natur.
Und auf Nelson, in dem sie einen väterlichen Freund gefunden hat. Es ist die
letzte Pfadfindersaison für den inzwischen 70-jährigen. Er plant seinen
verdienten Ruhestand außerhalb der Wälder Wisconsins. Während das Lagerleben
seinen gewohnten Gang nimmt, schlägt das Schicksal noch einmal gnadenlos zu.
Und als im Camp der letzte Zapfenstreich auf der Trompete gespielt wird, weine
ich, die Leserin, bittere Tränen.
Mein Fazit:
Gewaltige Zeitsprünge prägen diesen Roman und jeder der drei
Abschnitte, hat seine eigene, gefühlvolle Geschichte. Was zwischenzeitlich im Leben von
Nelson und Jonathan geschah, wird in wohldosierten Rückblicken und Reflektionen
geschildert. So entstand eine glaubwürdige und stimmige Story, die mir einige
wunderbare Lesestunden geschenkt hat. Das Buch ist ein Wechselbad der Gefühle
und schildert eindrücklich, wie Elternbeziehungen, Kriegseinsätze oder Liebeskonstellationen
prägen und für spätere Handlungen verantwortlich sind.
Ich zitiere das Magazin People – „Ein zärtliches,
einfühlsames Buch – eine wunderbare Geschichte“. Besser kann man „Die Herzen der Männer“ nicht
beschreiben.
Eine absolute Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen.
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