Mittwoch, 20. September 2017

Buchrezension "Sweetbitter"


Das Buch begleitet die Hauptprotagonistin Tess ein Jahr lang bei ihrer Arbeit in einem renommierten New Yorker Sternerestaurant.
Tess, aufgewachsen in der Provinz, beginnt einen neuen Lebensabschnitt in der amerikanischen Metropole.  Mit wenigen Dollars auf dem Konto und ohne konkrete berufliche Pläne steht sie eines Tages im Büro von Howard, dem Personalplaner des Hauses und ergattert sich mehr oder weniger zufällig einen Job als Hilfskellnerin.  Fortan darf sie Servietten falten, Tücher verteilen, putzen und die ersten niederen Hilfskellner-Tätigkeiten verrichten…



Mich  faszinierten die bildhaften Vergleiche der Autorin. Es ist Poesie, wenn sie mit herrlichen Worten Feigen mit schweren Brüsten vergleicht oder ein Weinaroma beschreibt. Man kann die prallen, saftstrotzenden Trauben fast auf der Zunge schmecken. Dieser Part im Buch hat mir sehr gut gefallen.


Leider entpuppte sich die restliche Geschichte ziemlich genussfrei. Ich wollte Tess begleiten, wie ein Voyeur hinter die Kulissen blicken: Exzentrische Gäste, souveränes Management, Höhen und Tiefen des Restaurantalltags. Eigentlich hat Stephanie Danler diese Aufgabe erfüllt. Naja, teilweise. 
Sie widmete sich verstärkt den unzähligen Drogen- und Alkoholorgien, sexuellen Affären, dem berühmten Morgen danach. Das Personal des Sternerestaurants war entweder betrunken, im Drogenrausch oder verkatert, durch Schlafmangel gezeichnet. Ich verlor den Überblick, konnte kaum einen Namen zuordnen, musste manchmal sogar beim Geschlecht passen, z.B. Sasha, Mann oder Frau?  Die Szenen, wirr, konfus und ohne roten Faden aneinander gereiht. Das spiegelt sich auch im Liebesleben von Tess wieder. Nachdem Jack, der verruchte Barkeeper endlich angebissen hat, muss sie ihn mit ihrer Vorgesetzten Simone teilen. Beide verbindet ein geheimnisvolles Band der Vergangenheit, welches nie wirklich gelüftet wird. Unglaubwürdig wie der Rest der Geschichte.



Fazit: Beim Zuklappen von Sweetbitter verlasse ich das Nobelrestaurant ohne zurückzublicken. Nicht einer ist mir wirklich ans Herz gewachsen, ihre Zukunft ist mir egal. Die 365 Tage der Hilfskellnerin Tess bereits verblasst. Ich widme mich neuen literarischen Gaumenfreuden. Lediglich Feigen und Austern betrachte ich in Zukunft mit einem anderen Blick.    


Die Daten zum Buch:
  • 416 Seiten - Hardcover
  • Verlag: Aufbau-Verlag
  • ISBN: 978-3351036720
  • 21,95 Euro in allen gängigen Onlinebuchhandlungen


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