Donnerstag, 17. August 2017

Buchrezension " Die Hölle im Kinderheim"

Der Roman "Ein wenig Leben" von Hanya Yanagihara (ich werde noch darüber bloggen) kreist seit Wochen in meinen Gedanken herum. Missbrauch von Kindern und Jugendlichen und ihre Spätfolgen an Leib und Seele sind ein Thema, vor dem wir unsere Augen nicht verschließen dürfen.


Durch eine Lovelybooks-Leserunde durfte ich nun das Buch "Die Hölle im Kinderheim" von Renee Wum kennenlernen. Was in Yanagiharas Roman fiktiv passierte, geschah und geschieht in Luxemburg, Deutschland und anderen Ländern leider in der Realität - Die Kinder gingen/gehen durch die Hölle. Seelische, körperliche und sexuelle Folter unter dem vermeintlichen Deckmantel der Kirche. Unfassbar. 
Ich möchte der Autorin Mut machen. Ich hoffe, ihre geschriebenen Worte erreichen ihr Ziel: Die Öffentlichkeit muss aufgeklärt werden, diese Taten darf man nicht vertuschen. Ich hoffe, mit meinem Blogeintrag kann ich auch einen kleinen Beitrag zum Bekanntmachen leisten.



Die Daten zum Buch

  • 232 Seiten - Broschiert
  • Verlag: Books on Demand
  • ISBN: 3741270156
  • Erhältlich für 9,90 Euro in allen gängigen Online-Buchhandlungen

Mein Fazit



Vor einiger Zeit erschütterten uns Berichte über Missbrauch von Kindern, hauptsächlich verübt von Kirchenmitarbeitern und katholischen Ordensgemeinschaften. Bis heute werden immer wieder neue Fälle bekannt. Die Opfer leiden selbst Jahrzehnte später noch massiv unter der erlittenen Gewalt, den sexuellen Widrigkeiten und dem Mangel an menschlicher Zuneigung in ihren Kindheitstagen.

Im Buch von Reneé Wum erfährt der Leser die Geschichte von Dutz. Als unerwünschtes Kind wurde er in den 50er-Jahren von seiner Mutter in die Obhut eines katholischen Luxemburger Kinderheims gegeben. Es folgten 10 Jahre Hölle für den kleinen Buben. Nahrungsentzug, tägliche Gewalt, Tage in dunkler Isolation und später die sexuellen Übergriffe, legten sich wie ein dunkler Nebel auf die Seele des Jungen. Mit dramatischen Folgen bis zum heutigen Tag. Es gab zahlreiche weitere Opfer, die Dutzs Schicksal teilten. Neben Dutz berichten andere Kinder von ihrem Alptraum innerhalb der klösterlichen Mauern des Heims.  

Das Buch schildert als Tatsachenbericht schonungslos die Zustände in den dortigen Einrichtungen. Einige Male konnte ich nicht weiterlesen. Vor Entsetzen schossen mir die Tränen in die Augen. Dieses Buch geht an die Nieren. Man sollte als Leser darauf gefasst sein, in unvorstellbare menschliche Abgründe zu blicken.

Ich danke Reneè Wum, dass sie mit ihrem Roman eine Plattform geschaffen hat, die die katholische Kirche bis heute immer noch nicht anbietet: Die Opfer dürfen mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit. Danke an Dutz und seine Freunde für  ihren Mut, mit uns ihre Geschichte zu teilen. Ich mag mir nicht vorstellen, wie schwer ihnen das gefallen sein muss und was dabei wieder aufgewühlt wurde.

Ich hoffe, dass dieses Buch ein Hoffnungsschimmer für die Opfer wird. Die Narben bleiben, aber vielleicht schafft es „Die Hölle im Kinderheim“ dass die Verantwortlichen ihr Unrecht endlich zugeben und ihre Taten nicht im Sand verlaufen.

Darum gebe ich eine absolute Leseempfehlung. Dieses Buch muss gelesen werden, schon aus Respekt den Opfern gegenüber. 5 von 5 Sternen. 


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