Der Roman "Ein wenig Leben" von Hanya Yanagihara (ich werde noch darüber bloggen) kreist seit Wochen in meinen Gedanken herum. Missbrauch von Kindern und Jugendlichen und ihre Spätfolgen an Leib und Seele sind ein Thema, vor dem wir unsere Augen nicht verschließen dürfen.
Durch eine Lovelybooks-Leserunde durfte ich nun das Buch "Die Hölle im Kinderheim" von Renee Wum kennenlernen. Was in Yanagiharas Roman fiktiv passierte, geschah und geschieht in Luxemburg, Deutschland und anderen Ländern leider in der Realität - Die Kinder gingen/gehen durch die Hölle. Seelische, körperliche und sexuelle Folter unter dem vermeintlichen Deckmantel der Kirche. Unfassbar.
Ich möchte der Autorin Mut machen. Ich hoffe, ihre geschriebenen Worte erreichen ihr Ziel: Die Öffentlichkeit muss aufgeklärt werden, diese Taten darf man nicht vertuschen. Ich hoffe, mit meinem Blogeintrag kann ich auch einen kleinen Beitrag zum Bekanntmachen leisten.
Die Daten zum Buch
- 232 Seiten - Broschiert
- Verlag: Books on Demand
- ISBN: 3741270156
- Erhältlich für 9,90 Euro in allen gängigen Online-Buchhandlungen
Mein Fazit
Vor einiger Zeit erschütterten uns Berichte über
Missbrauch von Kindern, hauptsächlich verübt von Kirchenmitarbeitern und
katholischen Ordensgemeinschaften. Bis heute werden immer wieder neue Fälle
bekannt. Die Opfer leiden selbst Jahrzehnte später noch massiv unter der
erlittenen Gewalt, den sexuellen Widrigkeiten und dem Mangel an menschlicher
Zuneigung in ihren Kindheitstagen.
Im Buch von Reneé Wum erfährt der Leser die Geschichte
von Dutz. Als unerwünschtes Kind wurde er in den 50er-Jahren von seiner Mutter
in die Obhut eines katholischen Luxemburger Kinderheims gegeben. Es folgten 10
Jahre Hölle für den kleinen Buben. Nahrungsentzug, tägliche Gewalt, Tage in
dunkler Isolation und später die sexuellen Übergriffe, legten sich wie ein
dunkler Nebel auf die Seele des Jungen. Mit dramatischen Folgen bis zum
heutigen Tag. Es gab zahlreiche weitere Opfer, die Dutzs Schicksal teilten.
Neben Dutz berichten andere Kinder von ihrem Alptraum innerhalb der
klösterlichen Mauern des Heims.
Das Buch schildert als Tatsachenbericht schonungslos die
Zustände in den dortigen Einrichtungen. Einige Male konnte ich nicht
weiterlesen. Vor Entsetzen schossen mir die Tränen in die Augen. Dieses Buch
geht an die Nieren. Man sollte als Leser darauf gefasst sein, in unvorstellbare
menschliche Abgründe zu blicken.
Ich danke Reneè Wum, dass sie mit ihrem Roman eine
Plattform geschaffen hat, die die katholische Kirche bis heute immer noch nicht
anbietet: Die Opfer dürfen mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit. Danke an
Dutz und seine Freunde für ihren Mut,
mit uns ihre Geschichte zu teilen. Ich mag mir nicht vorstellen, wie schwer
ihnen das gefallen sein muss und was dabei wieder aufgewühlt wurde.
Ich hoffe, dass dieses Buch ein Hoffnungsschimmer für die
Opfer wird. Die Narben bleiben, aber vielleicht schafft es „Die Hölle im
Kinderheim“ dass die Verantwortlichen ihr Unrecht endlich zugeben und ihre
Taten nicht im Sand verlaufen.
Darum gebe ich eine absolute Leseempfehlung. Dieses Buch
muss gelesen werden, schon aus Respekt den Opfern gegenüber. 5 von 5 Sternen.
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