“Die Zeit des Lichts” handelt von der Fotografin Lee
Miller, die sich unter anderem durch ihre fotojournalistische Berichterstattung
des zweiten Weltkrieges einen Namen machte.
Obwohl sie nur kurze Zeit mit dem Maler, Filmemacher und
Fotograf Man Ray liiert war, widmete Whitney Scharer dieser Liaison das Hauptaugenmerk
des Romans. Vermutlich weil Millers Fotografenkarriere im Studio von Man Ray
ihren Anfang nahm. Weitere punktuelle Episoden ihres Wirkens und Schaffens fließen
unchronilogisch in die Beziehungsstory ein, so dass wir Leser einen guten Blick
über die überlieferten Fakten ihres Lebens bekommen, die aus Biographien und
historischen Texten entstammen.
Mich reizte die Person Lee Miller. Eine abgehärtete
Kriegsreporterin, deren Fotografien bewundernswert sind. Die, wie kaum ein
anderer, die Schrecken und Scheußlichkeiten dieser Kriegsjahre einfangen
konnte. Und die später selbst durch Depressionen und Trunksucht ein Opfer ihrer
Arbeit wurde.
Leider wurde diese Entwicklung im Buch viel zu kurz
geschildert. Die winzigen Happen, die diesbezüglich im Roman serviert wurden,
reichten mir bei weitem nicht aus.
Whitney Scharer konzentrierte sich lieber auf Lees
Liebesgeschichte mit dem exzentrischen Ray und
ihren ersten Schritte mit dem Handwerk Fotografie. Dieser fiktive Part
der Autorin ist nicht so ganz gelungen. Ich hatte die unzähligen erotisch-toxischen
Handlungen, sowie die ausschweifenden Alkoholeskapaden der beiden irgendwann
einfach nur überdrüssig. Dass die Beziehung zwischen Man und Lee krankte war
vorhersehbar und die Trennung nur eine Frage der Zeit. Und so zog sich die
manisch-depressive Beziehungsstory in eine unschöne Länge, bis sie endlich
einen Schlussstrich zogen. Selten hatte ich mir das Ende so herbeigesehnt.
Dafür werde ich zwei Sterne in meiner Bewertung abziehen.
Ich möchte dennoch eine Leseempfehlung aussprechen. Denn
die anderen Buchpassagen haben mich nahezu fasziniert. Die Zeit als die
Fotografie noch eine richtige Handwerkskunst darstellte und Frauen in dieser „Männerdomäne“
nur ein Schattendasein fristeten. Die Sehnsucht von Lee, sich aus dem Hintergrund
zu lösen und sich selbst zu einer namhaften Fotokünstlerin zu machen, brachte
Scharer sehr gut rüber. „Die Zeit des Lichts“ hätte mit „50 Prozent weniger Man
Ray“ zu einem großartigen Roman werden können.
Die Daten zum Buch
- Gebundene Ausgabe 392 Seiten
- Verlag: Klett-Cotta
- ISBN: 978-3608963403
- 22 Euro in allen gängigen Buch- und Onlinebuchhandlungen
Fotos: Quelle Pixabay
Ich bedanke mich bei Netgalley und dem Klett-Kotta Verlag
für das kostenlose Leseexemplar.
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