Dienstag, 25. Februar 2020

Buchrezension "Der Lehrmeister"

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„Der Lehrmeister“ ist der zweite Band über das Leben des Alchemisten, Magier und Doktor Johann Georg Faustus, der als historisches Vorbild für das berühmte Werk von Johann Wolfgang von Goethe diente.

Ich habe seinen Vorgängerband „Der Spielmann“ (noch) nicht gelesen. Da Oliver Pötzsch sehr viel vom ersten Band in „Der Lehrmeister“ aufgreift, war der Einstieg problemlos möglich. Ja, mir hätten sogar einen Tacken weniger Informationen gereicht.



Zum Inhalt der Geschichte, die sechs Jahre nach Teil 1 beginnt:
Faustus zieht mit seinem Adlatus Karl und seiner Tochter Greta durch die Lande und hat sich vor allem bei Adligen, Geistlichen und bedeutenden Höfen einen bekannten Namen als Astrologe gemacht. Viele wollen sich die Zukunft von Faustus deuten lassen. Allerdings hat dieser mit schweren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Eine mysteriöse Krankheit hat ihn befallen und bisher konnte nichts dagegen helfen. Als er vom amtierenden Papst Leo X nach Rom beordert wird, ist er alles andere als begeistert und er verschwindet mit einem großen Knall von der Bühne. Er möchte auf keinen Fall nach Italien reisen. Sein Verhalten hat Konsequenzen, denn nun muss er vor den päpstlichen Gesandten regelrecht fliehen, von denen einige noch eine Rechnung mit Faustus offen haben.  In der kommenden Zeit wird ihm die Bedeutung seiner Krankheit klar und endlich weiß er einen Lösungsansatz. Ihm kann nur ein einziger Mensch auf Erden weiterhelfen: Der berühmte Leonardo da Vinci. Die Antworten, die er nun nach und nach bekommt, lassen ihm das Blut in den Adern gefrieren und sie sind weitaus schlimmer, als die zahlreichen Jäger, die ihm mittlerweile auf den Fersen sind. Sein Erzfeind Tonio ist noch nicht besiegt und er droht, die Welt ins Verderben zu stürzen. Doch dazu braucht er Faustus, der sich, mit allem was er hat, dagegen wehrt. Doch Tonio hat genügend Druckmittel, um Johann zu locken. Faustus muss sich entscheiden: Egal wie, es wird Konsequenzen haben.  Kann er dem Bösen zum zweiten Mal in seinem Leben ein Schnippchen schlagen?     



Der Lehrmeister ist eine rasante und wohldosierte Mischung aus historischen Elementen, der dunklen Seite des Bösen,  den kirchlichen Irrwegen des Mittelalters und mit der ganz eigenen Lebensweise der Gaukler, Quacksalber und Astrologen.
Oliver Pötzsch ist ein spannender Roman gelungen, der seine Geheimnisse erst nach und nach preisgibt, auch wenn man einiges bereits erahnen konnte. Dennoch hat er mich an der einen oder anderen Stelle überrascht. Das historische Leben, die Zeiten der Inquisition, das päpstliche Wirken zu Zeiten Martin Luthers, all das wurde überzeugend und glaubwürdig rübergebracht. Mir gefiel außerdem wie Pötzsch das Böse in Szene setzte. Wie es mit den Menschen spielte, deren Schwachheiten oder Stärken nutzte, verführte und unterwanderte. Trotzdem gab es Personen, die sich widersetzten, trotzdem gab es immer wieder Hoffnung. Diese Szenarien waren oft hochdramatisch, gruselig und brutal. Auf Gewalt sollte man sich beim Lesen gefasst machen.   




Ich würde den Roman gerne mit 5 Sternen bewerten. Allerdings gab es Momente der Längen, die sich zogen und mir ein paar Mal die Leselust raubten. Ein Beispiel dafür sind Karls ewige Begründungen, warum er sich nicht von Faustus trennen konnte. Gefühlt war diese persönliche Diskrepanz von Johanns Adlatus ein Dauerthema im „Lehrmeister“ -  einfach zum Gähnen.
Ich gebe dennoch eine absolute Leseempfehlung und bewerte den Roman mit 4 von 5 Sternen.


Die Daten zum Buch

  • Gebundene Ausgabe: 800 Seiten
  • Verlag: List Hardcover
  • ISBN: 978-3471351604
  • 22 Euro in allen gängigen Buch- und Onlinebuchhandlungen

Fotos: Quelle Pixabay
Ich bedanke mich bei Netgalley 
sowie dem List Hardcover Verlag
für das kostenlose Leseexemplar