„Der Lehrmeister“ ist der zweite Band über das Leben des
Alchemisten, Magier und Doktor Johann Georg Faustus, der als historisches
Vorbild für das berühmte Werk von Johann Wolfgang von Goethe diente.
Ich habe seinen Vorgängerband „Der Spielmann“ (noch) nicht
gelesen. Da Oliver Pötzsch sehr viel vom ersten Band in „Der Lehrmeister“
aufgreift, war der Einstieg problemlos möglich. Ja, mir hätten sogar einen
Tacken weniger Informationen gereicht.
Zum Inhalt der Geschichte, die sechs Jahre nach Teil 1
beginnt:
Faustus zieht mit seinem Adlatus Karl und seiner Tochter
Greta durch die Lande und hat sich vor allem bei Adligen, Geistlichen und
bedeutenden Höfen einen bekannten Namen als Astrologe gemacht. Viele wollen
sich die Zukunft von Faustus deuten lassen. Allerdings hat dieser mit schweren
gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Eine mysteriöse Krankheit hat ihn
befallen und bisher konnte nichts dagegen helfen. Als er vom amtierenden Papst
Leo X nach Rom beordert wird, ist er alles andere als begeistert und er
verschwindet mit einem großen Knall von der Bühne. Er möchte auf keinen Fall
nach Italien reisen. Sein Verhalten hat Konsequenzen, denn nun muss er vor den
päpstlichen Gesandten regelrecht fliehen, von denen einige noch eine Rechnung
mit Faustus offen haben. In der
kommenden Zeit wird ihm die Bedeutung seiner Krankheit klar und endlich weiß er
einen Lösungsansatz. Ihm kann nur ein einziger Mensch auf Erden weiterhelfen: Der
berühmte Leonardo da Vinci. Die Antworten, die er nun nach und nach bekommt,
lassen ihm das Blut in den Adern gefrieren und sie sind weitaus schlimmer, als
die zahlreichen Jäger, die ihm mittlerweile auf den Fersen sind. Sein Erzfeind
Tonio ist noch nicht besiegt und er droht, die Welt ins Verderben zu stürzen.
Doch dazu braucht er Faustus, der sich, mit allem was er hat, dagegen wehrt.
Doch Tonio hat genügend Druckmittel, um Johann zu locken. Faustus muss sich
entscheiden: Egal wie, es wird Konsequenzen haben. Kann er dem Bösen zum zweiten Mal in seinem
Leben ein Schnippchen schlagen?
Der Lehrmeister ist eine rasante und wohldosierte
Mischung aus historischen Elementen, der dunklen Seite des Bösen, den kirchlichen Irrwegen des Mittelalters und
mit der ganz eigenen Lebensweise der Gaukler, Quacksalber und Astrologen.
Oliver Pötzsch ist ein spannender Roman gelungen, der
seine Geheimnisse erst nach und nach preisgibt, auch wenn man einiges bereits
erahnen konnte. Dennoch hat er mich an der einen oder anderen Stelle
überrascht. Das historische Leben, die Zeiten der Inquisition, das päpstliche
Wirken zu Zeiten Martin Luthers, all das wurde überzeugend und glaubwürdig
rübergebracht. Mir gefiel außerdem wie Pötzsch das Böse in Szene setzte. Wie es
mit den Menschen spielte, deren Schwachheiten oder Stärken nutzte, verführte
und unterwanderte. Trotzdem gab es Personen, die sich widersetzten, trotzdem
gab es immer wieder Hoffnung. Diese Szenarien waren oft hochdramatisch,
gruselig und brutal. Auf Gewalt sollte man sich beim Lesen gefasst machen.
Ich würde den Roman gerne mit 5 Sternen bewerten.
Allerdings gab es Momente der Längen, die sich zogen und mir ein paar Mal die
Leselust raubten. Ein Beispiel dafür sind Karls ewige Begründungen, warum er
sich nicht von Faustus trennen konnte. Gefühlt war diese persönliche Diskrepanz
von Johanns Adlatus ein Dauerthema im „Lehrmeister“ - einfach zum Gähnen.
Ich gebe dennoch eine absolute Leseempfehlung und bewerte
den Roman mit 4 von 5 Sternen.
Die Daten zum Buch
- Gebundene Ausgabe: 800 Seiten
- Verlag: List Hardcover
- ISBN: 978-3471351604
- 22 Euro in allen gängigen Buch- und Onlinebuchhandlungen
Fotos: Quelle Pixabay
Ich bedanke mich bei Netgalley
sowie dem List Hardcover Verlag
für das kostenlose Leseexemplar