„Eine allgemeine Theorie des Vergessens“ erzählt uns die
Geschichte Angolas. Nationalistische Widerstandskämpfe, Portugals
Militärputsch, Unabhängigkeitsversuche, das Einmischen Kubas und spätere
Bürgerkriege, ein Kampf der Jahrzehnte dauerte.
Eingebettet in die Historie des afrikanischen Landes begleiten
wir die menschenscheue Ludovica Fernandes Mano, die am Vorabend der angolanischen Revolution in
Notwehr einen Mann erschoss und sich daraufhin in ihrer Wohnung einmauerte. Für
30 lange Jahre, unsichtbar für die restliche Welt.
Unvorstellbar, aber doch wahr. Zehn Tagebuchhefte und
zahlreiche Fotografien bezeugen, dass sie dieses isolierte Leben führte.
Ich fasse den Roman mit
wenigen Worten zusammen: Wild, konfus, viel zu kurz, genial.
Angolas Geschichte interessierte mich bis dato wenig. Ich
erfuhr erst durch die Theorie des Vergessens einige bruchstückhafte Geschichtshappen
der vergangenen 50 Jahre. Diese politisch bildenden Anekdoten erzeugten einen
verwirrenden Knoten in meinem Kopf. Zu viele Namen, zu viele Fakten, wild und
konfus. Ich konnte mir erst durch Informationen aus dem Internet ein Bild über
Angola machen. Agualusas
Geschichtsunterricht ist nicht so ganz geglückt.
Ludovica verbarrikadierte sich 30 Jahre lang vor der
Öffentlichkeit. Ich wollte alles darüber wissen: Die Wohnsituation, das Essen,
das Management…, einfach alles. Mein
Hauptgrund für den Kauf des Romans. Ich
bin enttäuscht, wie wenig Lektüren-Platz Agualusa dieser ungewöhnlichen Frau
schenkte. Ihre Storyline, gemeinsam mit Angolas Geschichte hätte definitiv die
doppelte Seitenanzahl im Buch verdient.
Genial ist der fiktive Part dieser Geschichte. Über ihn
habe ich mich königlich amüsiert. Wirklich, diese kleinen Anekdoten der
Nebenschauplätze, der Menschen rund um Ludovica, machten meine oben genannten
Kritikpunkte fast wieder wett. Im Buch geschieht nichts aus Zufall, alles wird
am Ende bis ins kleinste Detail aufgeklärt. Über manche Verwicklungen musste
ich lauthals lachen, manche betrübten, einige waren sentimental, andere
blutig, aber im Endeffekt waren alle
genial. Hier hat der Autor großes Talent bewiesen.
Dieser Roman ist eine besondere Rarität und bestimmt
nicht jedermanns Geschmack. Trotzdem, ich bereue nicht, dass er in meinem
Bücherregal steht. Er ist bei mir ganz knapp an der 5 Sterne - Bewertung vorbei
geschrammt. Ich gebe auf alle Fälle eine Leseempfehlung.
Die Daten zum Buch
- Gebundene Ausgabe (197 Seiten)
- Verlag: C.H. Beck
- ISBN: 978 3 406 71340 8
- 19,95 Euro in allen gängigen Buch- und Onlinebuchhandlungen